Stephen King – Fairy Tale

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist dieser Beitrag nur meiner grenzenlosen Geduld mit Stephen King zu verdanken, denn ich war mehrfach kurz davor abzubrechen. Ich gebe einem Buch im allgemeinen um die 100 Seiten um mich in den Bann zu ziehen. Bis dahin muss ich einen Zugang zu den Charakteren und Neugier auf den weiteren Verlauf der Geschichte gefunden haben.

Worum geht es bei Fairy Tale?

Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er sieben war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Gebieterin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem grausamen Leiden befreien.


Ziemlich beste Freunde?

Den Zugang zu den Figuren habe ich sehr schnell gefunden, da Stephen King es einem in diesem Punkt immer irgendwie sehr leicht macht und wirklich starke Charaktere mit einer gewissen Tiefe und dem Gefühl der Verbundenheit entwickelt. Das hat er mit Charlie, Mr. Bowditch und dem Hund Radar wieder einmal gut hinbekommen. Aber mit der Neugier war das so eine Sache, da sich King im ersten Abschnitt des Buches gewohnt sehr lange mit dem Aufbau der Geschichte verbissen hat. Irgendwann aber muss es doch mal losgehen mit dem “Märchen”, denkt man sich und wähnt sich nach rund 200 Seiten in einem “Ziemlich beste Freunde” Buch statt in einem Mystery Roman von Stephen King. Im Späteren Verlauf allerdings wird dem Leser klar das dieser langsame Aufbau durchaus Sinn ergibt.

Hunger Games meets Talisman

Wer sich aber durch den Anfang gekämpft hat, wird mit einer großen Geschichte und einer wilden Mischung verschiedener Genres mit klaren Anleihen von Harry Potter, Herr der Ringe, Die Tributen von Panem, Alice im Wunderland und natürlich den klassischen Märchen der Gebrüder Grimm belohnt.

Ein wenig bedient sich Stephen King auch an seinem, zusammen mit Peter Straub verfassten Roman “Talisman”. Zumindest die Story ist schon sehr ähnlich. Aber das ist vermutlich wie die anderen Referenzen durchaus gewollt und macht irgendwie auch Spaß wenn man die “Vorlagen” kennt.

Charlie betritt dann endlich die versprochene phantastische Welt mit dem Ziel (s)einer Hündin das Leben zu retten und wird ungewollt zum Hoffnungsträger der Bewohner eines märchenhaften Königreiches, welches von einem “Monster” übernommen und zu einem dunklen Ort geworden ist. Dabei stößt er auf allerlei Fremde, Freunde und interessante Kreaturen.

Ein Märchen für Erwachsene

Und trotz des harmlos klingenden Plots, ist das Buch in seinen Ausschweifungen ein echter King. Teils brutale Kampfhandlungen in epischer Ausführung, grausame Tode lieb gewonnener Charaktere, und natürlich explizite Anspielungen machen Fairytale (bei Amazon) zu einem Märchen für Erwachsene. Und am Ende haben sich die 880 Seiten wirklich gelohnt.

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